Schloss Bruchsal
Das Schloss Bruchsal
Schloss Bruchsal befindet sich in der gleichnamigen Stadt Bruchsal und war die Residenz der Fürstbischöfe von Speyer. Erbaut aus Sandstein ist der Gebäudekomplex im barocken Stil errichtet. Ganz im Sinne des Zeitverständnisses ist die Dreiflügelanlage ein Paradebeispiel für barocke Bauten. In der nördlichen Hälfte des Corps de Logis waren die fürstbischöflichen Appartements untergebracht, während der südliche Teil die Gasträume beherbergte.
Rokok und Barock, wo ist denn da der Unterschied?
Vielleicht ist euch auch schon mal so gegangen, dass ihr euch gedacht habt: "ist das jetzt Barock oder Rokoko was ich hier sehe?" Beides ist farbig, opulent und ausladend in der Dekoration. Dennoch gibt es Erkennungsmerkmale, anhand derer man die beiden Stile unterscheiden kann.
Zunächst wird der Barock zeitlich früher eingeordnet. Es handelt sich dabei um die Epoche zwischen Renaissance und Klassizismus von etwa 1600 bis 1720. Vorreiter für den Barocks war Italien, ähnlich wie es auch in der Renaissance der Fall war. Von dort aus breitete sich der Barock jedoch in ganz Europa aus. Vor allem Frankreich und Deutschland sollten Hochburgen des Barocks werden. Das Schloss Versailles in Frankreich ist wohl das berühmteste Beispiel für die Ausmaße, die der Barock noch annehmen sollte. Wichtig ist, dass sich die Architektur mit dem Kunst- und Literaturverständnis sowie der Geisteshaltung der Epoche deckt. Dies bedeutet, dass uns Kunst und Architektur ausdrucksvoll, bewegt und gefühlsbetont erscheinen.
Besonders für den Barock ist seine Form: die Muschel! Der Name Barock leitet sich von dem Ausdruck „barocco“ der portugiesischen Sprache ab. Der Begriff steht für die ungleichmäßig geformte Perle einer Muschel.
Der Rokoko grenzt zeitlich an die Epoche des Barocks an. Die Stilrichtung der europäischen Kunst lässt sich circa auf 1730 bis etwa 1780 eingrenzen. Der Ausgangspunkt des Rokoko ist diesmal nicht Italien, sondern Frankreich. Der Stil des Rokoko entwickelte sich aus dem Régence, einer Kunstperiode, die nach der gleichnamigen politischen Periode benannt wurde. Dies sollte der Aufbruch von den barocken, schweren und opulenten Formen, hin zum leichten, pudrigen Ausdruck des Rokokos sein. Ähnlich wie im Barock hat auch der Rokoko eine bestimmte Formensprache. Der Name entstammt dem französischen Wort "Rocaille", was übersetzt Muschelwerk bedeutet. Die Formen des Rokoko sind im Gegensatz zum Barock, asymmetrisch, geschwungener, teilweise auch grotesker.
Kleine Anekdote: Während meines Studiums versuche eine tolle Dozentin, Barock und Rokoko für uns bildlich zu unterscheiden, in dem sie sagte: "Denken Sie beim Barock an eine erwachsene Venus, die sich Ihrer Sexualität bewusst ist. Ihr Körper ist groß und üppig, sie füllt den Raum mit ihrer Kraft. Die Venus des Rokoko ist zierlich, klein, kokett und weiß mit ihren Reizen zu spielen."
Der Marmorsaal
Ein Beispiel für Innendekoration im Rokokostil ist der abgebildete Marmorsaal des Schloss Bruchsals. Anhand dieses Raumes wird die Denk- und Arbeitsweise des Rokokos deutlich. Verschiedener Künstler arbeiteten gemeinsam an der Raumdekoration und kreierten so die opulente Ausgestaltung. Die (Fresko-)Malereien wurden von Vater und Sohn Januarius und Johann Zick entworfen und mit Stuckaturen von Johann Michael Feichtmayr räumlich erweitert. Holzschnitzereien, die heute nur noch an wenigen Möbelstücken erhalten sind, komplettierten das Raumbild.
Dabei ist der Name Rokoko in der Ornamentik Programm. Rocaillen wiederholen sich in allen Wandelementen und herrschen vor allem in den Materialien Marmor und Gold vor. Besonders an der Formensprache des Rokoko ist die Asymmetrie, die ihn ganz klar vom Barock abgrenzt. Prächtige Säulen scheinen der Raum vertikal zu strecken, während echter Marmor und Stuckmarmor dem Saal seinen Namen verleihen. Es mag auf den ersten Blick nicht ersichtlich sein, aber Rokoko unterscheidet sich vom Barock nicht nur durch die veränderte Formensprache. Auch wenn der Raum an jeder möglichen Stelle voller Stuck, Fresken und Golddetails besetzt zu sein scheint, so ist dennoch eine gewisse Leichtigkeit zu erkennen. Heller Marmor, die geschwungene asymmetrische Linienführung und die “Pudrigkeit” der gemalten Figuren, vermitteln eine gewisse Leichtigkeit, die im Barock so noch nicht denkbar gewesen wäre. Und dennoch wird gerade durch diese Mannigfaltigkeit an Details deutlich, dass ein tieferer Gedanke dieser Ausgestaltung oblag. Das Fürstbischoftum sollte ewig weiter bestehen und durch die Aussagekraft der Materialien untermauert werden.
Das Treppenhaus nach Johann Balthasar Neumann
Herausragend ist ebenfalls die Innengestaltung des Treppenhauses durch Johann Balthasar Neumann, der zahlreiche deutsche Barockbauwerke mitgestaltete und konzipierte. Das hier gezeigte Treppenhaus ist durch den Baumeister maßgeblich geprägt und verfügt neben einem eingefügten Mezzaningeschoss über eine opulente Ausgestaltung. Der untere Bereich ist wie eine Art Grotte ausgestaltet und ist ein Abbild der frivolen und teils leichtfertigen Lebensweise der barocken Zeit. Malerisch gestaltete Wandelemente zeigen leichtbekleidete Nymphen und plastisch gestaltet, zum verwirren echte, Möbelstücke. Der obere Teil des Treppenhauses überzeugt durch ein überaus prächtiges Horror Vacui, das durch Stuck eine räumliche Wirkung erhält.
Das kleine Fenster, dass man hier auf dem Bild sehen kann, nennt sich übrigens Ochsenauge. Es handelt sich dabei um ein kleines, ovales Fenster im Außenraum, häufig aber auch als dekoratives Element im Innenraum. Es befindet sich in der Wand über Türen oder Torbogen eingefügt und kommt gerade in der Barockzeit häufig vor.