Das Neue Schloss in Stuttgart

Das Neue Schloss

Neues Schloss

Das Neue Schloss bildet das historische Zentrum der Stadt Stuttgart und befindet sich mit umgebender Gartenanlage am Schlossplatz. Heute ist es ein Baudenkmal, es diente jedoch den Herzögen Württembergs als Residenz.

Der Barockbau wurde über einen Zeitraum von ca 60 Jahren fertiggestellt, sodass wie bei den meisten großen Bürogebäuden, mehrere Architekten und Bauherren an seiner Entstehung beteiligt waren. 1746 wurde der Bau von Leopoldo Mattia Retti begonnen und der Grundstein gelegt. In drei großen Bauphasen entstand das Neue Schloss, mit seinem heutigen Erscheinungsbild.

Mit zarten neun Jahren wurde Carl Eugen 1737 neuer Herzog von Württemberg. Doch erst mit 16 Jahren konnte Carl Eugen die Nachfolge seines Vaters Karl Alexander antreten und nach Württemberg zurückkehren. Vor seiner Herrschaft war die herzogliche Residenz in Ludwigsburg, doch Carl Eugen stellte stellte als Bedingung den Bau einer angemessenen Unterkunft, die das Alte Schloss aus der Zeit der Renaissance ablösen sollte. Zahlreiche namentlich bekannte Architekten reichten ihre Vorschläge zur Errichtung der neuen Residenz ein, so auch Johann Balthasar Neumann, dessen Vorschlag aber abgelehnt wurde. Stattdessen erhielt der Baudirektor Leopoldo Retti den Auftrag. Dabei entstand die Planung des heutigen Ehrenhofs, der damals jedoch noch nicht zur Stadt hingewandt war, sondern die Planung einer Gartenanlage zuließ.

Nach dem Tod Rettis übernahm in der zweiten Bauphase der Baumeister Philippe de La Guêpière die weiteren Arbeiten. Er war bekannt mit moderner Architekturtheorie, die von Frankreich herüber schwappte. Das Neue Schloss sollte nach dem französischen Vorbild des Schloss Versailles weiter ausgebaut werden. 1762 war der hintere Teil des Gartenflügels durch einen Brand betroffen. Große Teile der Inneneinrichtung gingen dabei zu Grunde und die Residenz Carl Eugens 1764 aus diesem, und weiteren Gründen, wie dem Vorwurf der Verschwendungssucht, kurzzeitig nach Ludwigsburg zurück versetzt wurde.

In der dritten Bauphase, nach dem Tod Carl Eugens, wurde das Schloss wieder aufgebaut und bis 1806 vollendet durch Nikolaus Friedrich von Thouret.

Neues Schloss

Während des zweiten Weltkriegs wurde das Neue Schloss durch Luftangriffe nahezu völlig zerstört. Es wurde jedoch ab 1957 wieder rekonstruiert und ist heute der Sitz des Finanzministeriums und des Wirtschaftsministeriums.

Neues Schloss

Der Grundriss und die Details am Schloss verdeutlichen den Wert des Gebäudes und den ästhetischen Anspruch an eine Residenz. Die symmetrische, hufeisenförmige Dreiflügelanlage des Neuen Schlosses öffnet sich mit ihren Hauptfassaden zum Schlossplatz hin. Bestehend aus zwei Geschossen und einem Mansardenstock wird erst das Ausmaß des Neuen Schlosses deutlich. Das Dach ist durch Gauben Balustraden und Dachfiguren erhöht. Allein dem Figurenprogramm der Dachfiguren ließe sich ein eigener Eintrag widmen. Dasselbe gilt auch für die Details der Giebel, an der Fassade oder die Gestaltung der Fenster.

Vielleicht finde ich dafür in einem weiteren Blogbeitrag mehr Zeit, um der Architektur des Neuen Schloss weiter gerecht zu werden.

Die Gartenanlage und die beiden Wappentiere

Nach Erhebung Württembergs zum Königreich 1806 und der Annahme der Königswürde König Friedrichs I., wurde der für die Öffentlichkeit bestimmte Schlossgarten in Planung gegeben. Nach französischen Vorbildern sollte eine Gartenanlage mit Brunnen und Skulpturen geschaffen werden. Der italienische Bildhauer Antonio Isopi wurde für die Ausführung der beiden monumentalen Wappentiere beauftragt. Gegossen wurden beide aus Eisen im Hüttenwerk Wasseralfingen. Wegen technischer Probleme wurden sie jedoch erst 1823 fertiggestellt. Als Löwe und Hirsch eröffnen sie prachtvoll den Hof des Neuen Schlosses.

Neues Schloss

Der württembergische Hirsch befindet sich auf dem rechten Postament. Als stolzer, röhrender Zwölfender, modifiziert auf elegante Weise die Haltung seines Gegenübers. Der Hirsch kann als symbolischer Hüter und Wächter des Landes verstanden werden. Das Geschlecht der Württemberger ist bis in das 12. Jahrhundert spärlich überliefert. Der erste bekannte Siegelabdruck von Graf Konrad I. von (Württemberg-)Grüningen aus dem Jahr 1228 zeigt bereits das Stammwappen des Hauses Württemberg: drei liegende Hirschstangen übereinander. Daran erinnert auch die Skulptur des Hirsches. Die Postamente wurden von dem Florentiner Giovanni Salucci entworfen. Darauf befinden sich die Antike zitierend Trophäen. Auf einem Rundschild befinden sich zwei gekreuzten Schwerter mit Scheiden und einer Streitaxt. Geschmückt ist das Ganze mit einem Kranz und Laub. Es handelt sich dabei um deutliches Triumph- und Machtsymbol.

Wappen und Architektur?

Was haben diese beiden zunächst unterschiedlichen Begriffe miteinander zu tun? Viel! Zunächst ist ein Wappen ein schildförmiges Zeichen, angelehnt an den Schild des Mittelalters. Es kann als Hoheitszeichen für einen Staat, ein Land eine Stadt stehen oder symbolisch die Bedeutung einer Familie oder einer Person repräsentieren und legitimieren. Und damit deutet ein sich an Gebäuden, Statuen, Standbildern, Brunnen und weiteren Bauwerken befindliches Wappen auf die Funktion des Gebäudes hin und überliefert darüber hinaus durch seine Heraldik Details zur zeitlichen Einordnung. Ähnliches gilt auch für die Wappentiere, die als Schildhalter fungieren.

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Der staufische Löwe, befindet sich auf dem linken Podest (heraldisch, also auf dem Wappen rechts, und damit vorrangiger) stützt sich machtvoll auf einen Helm und geschuppten Panzer. Stolz ist seine Pranke auf den Wappenschild des Landes mit den drei württembergischen Hirschstangen und drei schreitenden Löwen gelegt. Der Löwe symbolisiert Mut und Königlichkeit, da er als „König der Tiere“ gilt. Stark sind die typischen Körpermerkmale herausgearbeitet: Pranken, Schwanz und der stolze Kopf mit Mähne scheinen dem Tier Bewegung zu verleihen und sein aufgerissenes Maul impliziert das Brüllen der stolzen Großkatze.

Das Wappen verweist übrigens durch die reduzierte Formensprache auf die Zeit nach 1817, was mit der Vollendung der Wappentiere um 1823 übereinstimmt.

Ein Blick hinter das Schloss schadet nicht

Das neue Schloss in Stuttgart mit seiner Parkanlage überzeugt nicht nur den repräsentativen vorderen Bereich der Gartenanlage. Über das gesamte Gelände verteilt, finden sich Wasserspiele, Brunnen und Skulpturen. So auch hier: im Rücken des Neuen Schlosses befindet sich zunächst fast unscheinbar der von Nikolaus Thouret erbauter Brunnen. 1811 ließ König Friedrich den Hof der Carlsakademie damit schmücken.

Neues Schloss

Neues Schloss

Wiederkehrend am ganzen Schloss schmücken auch hier Löwen den Brunnen. Die Wappentiere wechseln sich mit den verschlungenen Buchstaben F und R (Federicus Rex - König Friedrich) in der Verzierung ab. Kleine Girlanden, Ketten und das Wappen erinnern an das Land Württemberg. Überhöht wird das Ganze von einem weiteren hoheitsvollen Tier, einem bekrönten Adler. Der König der Lüfte steht er als Sinnbild für die Herrschaftsmacht.

Leider sprudelte zum Zeitpunkt meines Besuches noch kein Wasser. Stattdessen erinnern phantasievolle Wasserwesen an die Funktion des Brunnen. Einen Dreizack haltend, dekorieren Chimären gebildet aus Löwen-, Pferde-, Fisch- und Schlangenteilen den oberen Teil.