Großherzoglich-Badische Grabkapelle in Karlsruhe

Großherzoglich-Badische Grabkapelle

Was ist eigentlich Historismus?

Der Begriff Historismus ist ein Ausdruck der Kunstgeschichte und beschreibt ein Phänomen das weit verbreitete war im späteren 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Strömung des Historismus entwickelt sich zeitlich zur selben Zeit wie die fortschreitenden Industrialisierung. Der Historismus ist dabei als eine Art Gegenbewegung zur Bauweise der Industrie mit Stahl und Eisen zu verstehen. Ganz im Gegensatz zu den neuen Materialien, griff man in der Arbeitsweise auf historische Vorbilder zurück. Bildende Künstler, Architekten, aber auch Literaten griffen zurück auf Stilrichtungen vergangener Jahrhunderte.

Wichtig dabei ist, dass sie jedoch nur nach historischen Vorbildern arbeiteten. Eine eigene Interpretation und Neuerungen hinsichtlich der Formensprache bilden damit auch oft Begriffe, die mit der Vorsilbe "Neo-" gebildet wurden. Neoromanik, Neogotik, Neobarock sind dabei nur einige Beispiele für die Orientierung an vorhandenen Beispielen. Die Künstler arbeiteten dabei insofern "Neo" (Neu), indem sie die Stile wortwörtlich auf die Spitze trieben. Dies wird erkennbar am Beispiel der Großherzogliche-Badischen Grabkapelle in Karlsruhe.

Die Großherzoglich-Badische Grabkapelle

Die Großherzoglich-Badische Grabkapelle entstand in den Jahren 1889-1896 nach den Entwürfen von Hermann Hemberger. Großherzog Friedrich I. gab das Gebäude in Auftrag, anlässlich des frühen Todes des jüngsten Sohns. Großherzog Friedrich I. wünschte sich für das Äußere der Grabkapelle Formen der frühen Gotik.

Im Fasanengarten, in der Nähe der Stadt, aber entfernt vom Lärm und Trubel Karlsruhes Natur entstand ein Monument von besonderer Bedeutung. In der "Abgeschiedenheit des tiefen Waldfriedens" sollte die Gedenkstätte entstehen, denn bis zum Zeitpunkt der Erbauung wurden die badischen Herrscher in der Schlosskirche St. Michael in Pforzheim, sowie in der Gruft der Karlsruher Stadtkirche beigesetzt. Beide Orte konnten jedoch nicht besucht werden, ohne ein gewisses öffentliches Aufsehen zu erregen.

Das Äußere des Bauwerks zeigt deutlich das Interesse an der Ornamentik und den Stilelementen des Mittelalters. In die Höhe strebend zitiert der Vierungsturm der Grabkapelle das Streben nach Oben der Gotik. Die Proportionen richten sich dem Himmel entgegen. Überdimensionierte Fenster geschmückt mit Maßwerk lassen reichlich Licht in das Innere der Kapelle.

Großherzoglich-Badische Grabkapelle

Großherzoglich-Badische Grabkapelle

Großherzoglich-Badische Grabkapelle

Der Innenraum war für Besucher zum Zeitpunkt meines Ausflugs leider nicht für Besucher geöffnet. Bei meiner Recherche fand ich jedoch wiederholt Hinweise darauf, dass es sich um einen lichtdurchfluteten Raum handeln soll, der besonders durch die Art des Steines - schwarz schimmernder Labrador - und die sich übereinander reihenden Säulen auszeichnet. Breite Stufen führen die Gruft hinunter und öffnen sich zu einem hellen und offenen Raum.

Details und Dekoration

Großherzoglich-Badische Grabkapelle

Großherzoglich-Badische Grabkapelle

Doch woran erkennt man jetzt eigentlich, dass es sich um Neogotik handelt? Spitzbogenfenster, dem Himmel entgegen strebende Proportionen, Filialen, Säulen und Blendfenster sind nur einige Details auf die zurückgegriffen wurde. "Neo" an diesem Bau ist, dass im Gegensatz zu einer gotischen Bauweise, die Details reichhaltiger sind. Kleine Erker, Verzierungen, Friese aus die ausgestaltet sind wie Blattwerke, dass alles lässt sich auch an gotischen Bauwerken finden, jedoch nicht in dieser Fülle und mannigfaltigen Ausgestaltung.

Besondere Details, die auf eine neuere Gestaltung des Äußeren hinweisen, sind die großen Skulpturen, die die Kapelle schmücken. Sie entstammen der Hand des Bildhauers Sauer. Seine fantasievollen Arbeiten sind zumeist mystische Gestalten und Chimären. Neben der Funktion als Wasserspeier, haben sie keinen christlich-religiösen Charakter, sondern dienen hauptsächlich zur Dekoration.