Zunft zu Hausgenossen in Basel
Was ist eigentlich eine Zunft?
Bevor ich überhaupt mit meinem Post zur "Zunft zu Hausgenossen in Basel" beginnen konnte, musste ich auch erst noch einmal genau nachschauen, was genau eine Zunft ist? Mein gefährliches Halbwissen bezog sich nur darauf, dass es sich um eine Interessengemeinschaft handelt. Das wird einer Zunft jedoch nicht gerecht.
Das Schöne bei der Recherche: Immer wieder stoße ich bei meinen Beiträgen zur Architektur auf vielseitige Überschneidungen oder Berührungspunkten mit anderen Disziplinieren, so auch hier.
Zunächst bezeichnet man eine Zunft eine ständische Körperschaft von Handwerkern. Sie entstanden im Mittelalter als Interessensverbünde und existierten bis in das 19. Jahrhundert hinein. Bis heute sind jedoch Zünfte ein wichtiger Bestandteil des Handwerks und werden zu Teilen auch noch aktiv gelebt. Das Wort Zunft stammt übrigens aus der Zeit des Mittelalters und kommt vom althochdeutschen Wort zumft "zu ziemen". Damals wie heute bildeten Zünfte ein soziales und ökonomisches System zur Regelungen in den Handwerksbetrieben. Dazu zählen unter anderem Schreiner, Schlosser, Goldschmiede, Gießer, usw. Bei der Einteilung von Rohstofflieferungen, Beschäftigungszahlen, Löhnen, Preisen, Absatzmengen bis hin zur Witwenversorgung waren Zünfte unumgänglich. Zünfte umfassten mitunter mehrere Berufsgruppen.
Noch heute ziehen ab und zu schwarz gekleidete Männer, aber auch Frauen, durch verschiedene Ortschaften und befinden sich dabei auf der Walz oder den sogenannten Wanderjahren. Dieser Teil ist bis heute in manchen Zünften noch eine Möglichkeit, die Zulassung zur Meisterprüfung zu erhalten. Früher war das grundlegende Voraussetzung, da durch die Wanderschaft, die unterschiedlichen Herangehensweisen im Handwerk erlernt werden konnten.
Kleine Anekdote: Ihr kennt vielleicht den Begriff "Schlitzohr". Früher trugen Handwerker als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zu einer Zunft oft einen goldenen Ohrring. Er war Rücklage, Geldanlage und Verweis auf die Zugehörigkeit zu einer Zunft zugleich. Wenn der Handwerker sich unehrenhaft verhielt oder etwa eine Straftat beging, so wurde ihm der Ring aus dem Ohr gerissen – sozusagen zur Strafe und als Zeichen dafür, dass er aus der Zunft ausgeschlossen worden ist. Der Handwerker war ab diesem Zeitpunkt als "Schlitzohr" markiert.
Zunft zu Hausgenossen in Basel
Die Zunft zu Hausgenossen in Basel erwarb 1377 das Gebäude “zum grauen Bären”, für die historische Vereinigung der Wechsler und Münzmeister sowie der Goldschmiede, Gießer und Gelehrten. Die Hausgenossen werden nach dem Namen des Hauses auch 'Bärenzunft' genannt. Nach dem Abriss des ursprünglichen Gebäudes wurde es neu errichtet und die historisierende Fassade wurde 1895 von dem Kunstmaler Hans Sandreuter als Sgraffito-Dekoration gestaltet. Der Neubau sollte möglichst im Stil des alten Gebäudes und unter Wiederverwendung alter Bauteile verwirklicht werden.
Vier monumentale Standfiguren sind in Grisaille-Tönen zwischen und neben den Fenstern angebracht. Von links nach rechts verkörpern sie die Allegorien: “fama” die Allegorie des irdischen Ruhms, gekennzeichnet durch Flügel und einen Palmenzweig. Die Stadtpersonifikation "Basilea" erkennbar an ihrem Panzerhemd, Mantel und stadtmauerartiger Krone, in der Rechten ein Schwert haltend und mit der Linken auf einen spitzen Schild mit dem Baselstab gestützt. Daneben befindet sich eine namenlose Frauengestalt im leichten Mousselinekleid mit Spinnrocken und Schild, auf welchem eine Krone als Emblem der Hausgenossenzunft prangt. Rechts außen vollendet ein wehrhafter Schweizer in der Tracht des 16. Jahrhunderts die Fassadengestaltung. Zwischen den Figuren spielen drei Bären mit einer Blattgirlande und verweisen damit auf die Bärenzunft. Darüber ist die Fassade mit weiteren dekorativen verschiedenartigen Blätterwerk, Medaillons und geometrischen Gittermuster bemalt.
Die Technik des Sgraffito
Der Begriff des Sgraffito ist eine Ableitung des italienischen Verbs "sgraffiare oder graffiare" und bedeutet übersetzt kratzen. Die Technik wird ausschließlich zur Dekoration von Wandflächen verwendet und hat keinen statischen Zweck.
Zunächst werden mehrere verschiedenfarbiger Putzschichten auf die Wandfläche aufgetragen und trocken gelassen. Die oberste Putzschicht wird daraufhin abgekratzt und Teile der darunterliegenden Putzschicht werden freigelegt, sodass durch den Farbkontrast ein Bild erzeugt wird. Diese Technik wurde im 16. Jahrhundert überwiegend in Italien angewandt. Heute findet sie aber auch wieder Verwendung im Stuckateurhandwerker. Sgraffito wird daher zu den Stucktechniken gezählt.