Unter Paris

Hector Guimard und seine Eingänge zur Métro

Die sogenannte Porte Dauphine ist der westliche Endbahnhof der Linie 2 der Pariser Métro. Der zugehörige U-Bahnhof befindet sich im Quartier de la Porte-Dauphine des 16. Arrondissements von Paris.

PorteDauphin

Errichtet wurde dieser überirdische Zugang zur Metro von dem französischen Designer und Architekten Hector Guimard. Guimard war einer der wichtigsten französischen Art-Nouveau-Künstler, er erhob das Postulat der untrennbaren Einheit von Architektur, Möbeln und dekorativem Zubehör - so auch hier.

Zunächst entstanden aus seiner Hand zwei kleinere überdachte Zugangsbauwerke. Typ „A“ waren verglaste Dächer auf eisernen Stützen. Bauart „B“, wie ihr sie hier seht, waren verglaste Dächer auf eisernen Stützen und Wänden. Insgesamt gab es acht Exemplare, wobei das gestaltete Zugangsbauwerk das vorletzte erhaltene seiner Art ist und das einzige, das noch an der ursprünglichen Stelle steht.

Besonders ist nicht nur die Bauweise mit eisernen Stürzten, sondern auch die äußere Gestaltung. So wirkt es wie ein kleines Gebäude, das durch den Treppen einen Zugang nach unten ermöglicht. Die eisernen Stangen sind geschwungen gestaltet und erinnern sowohl an eine Mischung zwischen organischen und pflanzlichen Formen, als auch an die Skelette filigraner Tiere.

Alle Metrostationen von Guimard sind mit einem filigranen Querträger verbunden, der in der Mitte ein Schild mit dem Schriftzug METROPOLITAIN trägt. Ganz im Stil des Art-Nouveau wurde auch die Schriftart verschnörkelt.

Namengebend war übrigens die Porte Dauphine, ein ehemaliges Tor am Ende des Fasanengartens „Belle Faisanderie“ von Marie-Antoinette. Durch ihre Heirat mit dem französischen Thronfolger und späteren König Ludwig XVI. war sie 1770 zunächst zur Dauphine (Gattin des Thronerben) geworden. Der Métro-Eingang wurde als Modell im „Libellen“-Stil errichtet. Steht man direkt vor dem Eingang und blickt in den Glas überdachten Eingang, bekommt man das Gefühl, im Korpus des Tieres zu stehen.

Damit veranschaulicht der Pavillon in sich selbst die großen Prinzipien des Jugendstils: Verwendung von Metallen, Inspiration durch Fauna und Flora und ein durch Kurven fließendes Ganzes.

Die langen Metallstangen charakterisieren übrigens die „brin de muguet“, übersetzt die Maiglöckchen.

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Zudem wurde neuste Technik bei den bemalten Wandtafeln an den Seiten verwendet. Es handelt sich dabei um Emaillemalerei auf Lava.

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Wie Äste und Zweige

Wie Äste und Zweige scheint sich das Gußeisen über den Métroeingängen in Paris empor zu ranken - und tatsächlich sollten die Zugänge zu den unterirdischen Bahnstationen mit ihrem Design an Pflanzen oder die natürliche Vergabelung von Kaninchenhöhlen erinnern.

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Die Gestaltung steht dabei gegensätzlich zu dem “Abstieg in die industrielle Hölle”. Entworfen wurden diese Zugänge ebenfalls von dem französischen Architekten Hector Guimard, der insgesamt vier Arten von Zugängen realisierte. Manche erinnern an japanische Pagoden mit ihrem reich verziertem Äußeren, andere wiederum erinnern an kleine Zugangspavillons mit verglasten Dächern und eisernen Stützen, wie die Station im letzten Beitrag.

Ab 1901 erhielten die Zugänge keine Überdachungen mehr. Mit dem offenen Standardtyp wurden 154 Métroeingänge ausgestattet, 84 davon sind in Paris noch existent.

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Hier rahmt den Treppenschacht auf drei Seiten ein gemauerter Sockel ein, der ein reich verziertes, grün lackiertes schmiedeeisernes Geländer trägt. Zwei gebogene, in sich verflochtene Pfosten flankieren den Schacht etwa in Höhe der obersten Stufe. An der gebogenen Spitze tragen sie je eine Lampe mit orangefarbenem Glas.

Wie fantastische Gebilde waren die Zugänge ganz im Sinne des Art-Nouveau gestaltet und haben bis heute nichts an ihrem Charme verloren. Ähnlich einer Geschichte Lewis Carrolls, laden sie ein, die Wege unter der Stadt zu ergründen. Spannend ist auch, dass die früher häufig separaten Ausgänge entsprechende Geländer hatten, aber keinen weiteren Hinweis auf ihre Funktion - ergründen musste man also ganz alleine.

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